Alternativer Drogen- und Suchtbericht kritisiert Gesamtstrategie der Bundesdrogenpolitik im Allgemeinen und die vertanen Chancen beim Umgang mit der E-Zigarette im Speziellen.

6. Alternativer Drogen- und Suchtbericht 2019Im heute veröffentlichten sechsten Alternativen Drogen- und Suchtbericht, verfasst von ExpertInnen und FachautorInnen, werden erneut die Vorteile der E-Zigarette bei der Rauchentwöhnung herausgestellt und die gesundheitspolitischen Entscheidungsträger hierzulande dazu aufgerufen, endlich auch das positive Potential der E-Zigarette anzuerkennen.

https://alternativer-drogenbericht.de/bericht-2019/

Wenn man erleben will, wie ein unverkrampfter und faktenbasierter Umgang mit der E-Zigarette geht, muss man nur nach Großbritannien schauen. Dort befassen sich sowohl die Politik als auch verschiedene Gesundheitsinstitutionen seit Längerem unideologisch mit der E-Zigarette und ihrem Platz im Gesundheitswesen. Deutschland kann einiges von diesem Modell lernen. Denn hier wird der Harm Reduction-Ansatz konsequent umgesetzt. E-Zigaretten werden den herkömmlichen Tabakzigaretten gegenüber bessergestellt und so wird ein Anreiz geschaffen auf das Alternativprodukt umzusteigen. Dieser Umstieg geht mit signifikant verbesserten gesundheitlichen Ergebnissen einher.“

Die E-Zigarette sollte ein Eckpfeiler der Regierungsstragie sein, um den Tabakkonsum in Deutschland zu reduzieren. Dazu gehöre aber auch, die E-Zigaretten nicht unter den aktuellen Nichtraucherschutzregelungen auf öffentlichen Flächen und im Arbeitsalltag zu erfassen.

Michal Dobrajc, Vorsitzender des E-Zigaretten Branchenverbandes VdeH, stimmt zu: „Wir unterstützen diese Forderungen ausdrücklich und freuen uns darüber, dass anerkannte Fachleute so deutlich Stellung beziehen. Damit bestätigen neutrale Wissenschaftler unsere seit jeher vertetene Argumentation in vollem Umfang.“

Des Weiteren wird in dem Bericht darauf verwiesen, dass Kritiker des Harm Reduction-Ansatzes gern argumentieren, diese Art des Konsums verlagere nur die Sucht der Raucher auf das Dampfen. Es würde nicht der Idealzustand einer kompletten Nikotinabstinenz erreicht werden. Allerdings zeigen aktuelle Erhebungen aus Großbritannien, dass etwa 900.000 Tabakraucher, die zwischenzeitlich auf die E-Zigarette umgestiegen waren, komplett mit dem Rauchen und danach auch mit dem Dampfen aufgehört haben!

Und obwohl Millionen ehemalige/r RaucherInnen ihre gesundheitliche Belastung durch den Umstieg auf die E-Zigarette nachweislich signifikant gesenkt haben, sei in Deutschland eine kritische Grundhaltung gegenüber dieser Produktgruppe vorhanden.

„Insgesamt hinkt Deutschland in der Wahrnehmung und Akzeptanz der E-Zigarette stark hinterher. Es muss noch viel deutlicher gemacht werden, für welchen Konsumentenkreis das Produkt gedacht ist und welche positiven Auswirkungen für Tabakkonsumenten ein Umstieg auf die E-Zigarette haben kann. Wenn dieses Wissen verankert ist, dann sollte die Regulierung des Produktes auch insgesamt angepasst werden und im Sinne der Harm Reduction vor allem auf die E-Zigarette gesetzt werden.

Gemessen am Stand der Forschung schätzt die Mehrheit der Bundesbürger das Schadenspotential der E-Zigarette vollkommen falsch ein. Diese Fehleinschätzung hat gravierende Folgen: Viele Raucher versuchen erst gar nicht, auf die E-Zigarette umzusteigen, oder rauchen nebenher weiter. Werbung für E-Zigaretten kann einen Beitrag dazu leisten, Raucher zum Verzicht auf Tabakprodukte zu bewegen und dadurch die Zahl der Tabaktoten zu senken.“

Michal Dobrajc dazu: „Das zeigt wieder deutlich, dass Werbung für E-Zigaretten weiterhin erlaubt bleiben muss. Die Begehrlichkeiten, diese zusammen mit der Zigarettenwerbung zu verbieten, sind absolut kontraproduktiv.“

Man solle das wesentlich geringere Schadenspotential der E-Zigarette mit dem der Tabakzigarette vergleichen und dieses differenzierte Verständnis auch öffentlich kommunizieren. Deutschland brauche eine Produktregulierung, die der Faktenlage entspreche und deshalb von den Maßnahmen gegen den Nikotinkonsum mittels Tabakzigaretten getrennt behandelt werde. Deshalb sollte sichergestellt werden, dass für E-Zigaretten -im Gegensatz zur herkömmlichen Zigarette- auch weiterhin geworben werden darf, um deutlich intensiver als bisher über die Vorteile und Chancen der E-Zigarette für Zigarettenraucher aufzuklären und ihnen einen Umstieg nahezulegen!

Mit Großbritannien haben wir ein Vorbild in Europa, wie eine nüchterne und wissenschaftlich fundierte Regulierung der E-Zigarette aussehen kann. Anstatt auf eine Verbotspolitik zu setzen und den „Quit-or-Die“-Ansatz für eine solch komplexe Thematik wie die Reduzierung des Tabakkonsums anzuwenden, sollte pragmatisch geschaut werden, inwiefern die betroffene Zielgruppe schnell ihre gesundheitlichen Risiken reduzieren kann.“