FUNK prangert angebliche Verflechtungen zwischen Tabaklobby und Politik an

Funk prangert angebliche, enge Verflechtungen zwischen der Tabaklobby und der Politik an und nennt es einen „Skandal“. Das Online-Medium, das zum öffentlichen Rundfunk gehört und sich insbesondere an Jugendliche und junge Erwachsene richtet, greift dabei erneut das Narrativ auf, dass das Konzept der „Harm Reduction“ nichts weiter als eine Marketingstrategie der Tabakindustrie ist.

Ironischerweise werden zu Beginn des Beitrags Schweden, Neuseeland und Großbritannien als positives Beispiel für die Senkung der Raucherquote genannt. Alles Länder in denen Harm Reduction nicht bekämpft wird, sondern als wichtiger Bestandteil im Kampf gegen tabakbedingte Krankheiten und Todesfälle eine wichtige Rolle spielt. Diese Länder haben gezeigt, dass die Schadensminderung (Harm Reduction) ein wissenschaftlich fundiertes Konzept zur effektiven Senkung der Raucherzahlen ist und keinesfalls eine Strategie der Industrie.

Zahlreiche unabhängige Studien [1] belegen nachweislich den positiven Effekt, den der Umstieg von Tabak auf risikoreduzierte Produkte wie die E-Zigarette sowohl für den Raucher selbst, als auch für sein Umfeld und die öffentliche Gesundheit hat.

Die mehrfach widerlegte Gateway-Hypothese, also die Behauptung, dass E-Zigaretten eine Art Einstieg in späteres Rauchen sind, wird in dem FUNK Beitrag als Fakt dargestellt. Tatsächlich ist es jedoch so, dass insbesondere die Länder in denen die Raucherquote stark sinkt, die Verbreitung von E-Zigaretten bzw. anderen risikoreduzierten Produkte stark ansteigt. Die Tabak-Alternativen verdrängen somit das Rauchen und tragen so zu einer geringeren Raucherquote bei [2].

FUNK prangert unzulässige Werbung in Social Media an und verwendet plakativ als Beispiel eine Kampagne der Firma „Be Posh“. Dass diese Firma seit 2018 insolvent ist, ist bei der mangelhaften und einseitigen Recherche der FUNK Redaktion offenbar nicht aufgefallen.

Die schlechte Recherchearbeit wird noch deutlicher bei der Aussage „Es gibt offenbar keine aktuelle Studien die verlässlich belegen, dass E-Zigaretten […] dabei helfen von Zigaretten und allgemein von Tabakkonsum loszukommen“. Hier sei beispielhaft nur die letzte Veröffentlichung der Cochrane Collaboration [3] genannt. Ein unabhängiges, weltweites Forschungsnetzwerk das zum Gold-Standard in der Wissenschaft zählt und in der letzten Aktualisierung ihres jährlichen Reviews eine „hohe Beweiskraft für eine bessere Effektivität von E-Zigaretten gegenüber herkömmlichen Nikotinersatztherapien beim Rauchstopp“ festgestellt hat. 

In dem tendenziösen und einseitigen FUNK Beitrag wird nahezu jede ernsthafte Studie und Veröffentlichung aus den letzten 10 Jahren ignoriert. Ignoriert wird auch, dass es in der Wissenschaft es einen breiten Konsens darüber gibt, dass der Konsum von E-Zigaretten weit weniger schädlich ist, als das fortgesetzte Rauchen. Dies wurde unter anderem vom Royal College of Physicians [4], den National Academies of Sciences Engineering and Medicine [5], dem Office for Health Improvement and Disparities [6], Public Health England [7] und dem Committee on Toxicity of Chemicals in Food Consumer products and the Environment [8] bestätigt. Dabei handelt es sich um unabhängige, renommierte Institute die keinerlei Interesse daran haben sich von der Tabakindustrie beeinflussen zu lassen.

Auch der Rest des Beitrags ist erstaunlich schlecht recherchiert. Zu häufig wird die E-Zigarette mit der Tabakzigarette in eine Schublade gesteckt.

VdeH-Geschäftsführer Oliver Pohland zeigt sich erschüttert. „FUNK ignoriert den öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag und verbreitet stattdessen Narrative der Anti-Tabak-Lobby. Dieses Format hätte das Potenzial junge Menschen wissenschaftlich fundiert aufzuklären und dadurch einen Beitrag für die öffentliche Gesundheit zu leisten. Stattdessen macht man sich nicht einmal die Mühe einfachste Sachverhalte zu prüfen und sorgt durch Desinformation dafür, dass Raucher weiterhin rauchen, obwohl seit vielen Jahren eine wesentlich weniger schädliche Alternative existiert“, so Pohland.

Pohland weiter: „Man hätte sich wenigstens die Mühe machen können, zu recherchieren weshalb in Schweden, Neuseeland und Großbritannien die Raucherquote so niedrig ist. Stattdessen setzt man auf fragwürdige Verschwörungstheorien und billige Propaganda. Das ist der eigentliche Skandal an dieser Story.“

Wieder einmal mehr zeigt sich, wie wichtig die Akzeptanz rauchfreier Alternativen ist und wie sehr die Zeit drängt, diese auch in Deutschland politisch anzuerkennen.


[1] McNeill, A, Simonavičius, E, Brose, LS, Taylor, E, East, K, Zuikova, E, Calder, R and Robson, D (2022). Nicotine vaping in England: an evidence update including health risks and perceptions, September 2022. A report commissioned by the Office for Health Improvement and Disparities. London: Office for Health Improvement and Disparities.

[2] Mendelsohn CP, Hall W. What are the harms of vaping in young people who have never smoked? Int J Drug Policy. 2023 Jul;117:104064. doi: 10.1016/j.drugpo.2023.104064. Epub 2023 May 30. PMID: 37263111.

[3] Hartmann-Boyce J, Lindson N, Butler AR, McRobbie H, Bullen C, Begh R, Theodoulou A, Notley C, Rigotti NA, Turner T, Fanshawe TR, Hajek P. Electronic cigarettes for smoking cessation. Cochrane Database Syst Rev. 2022 Nov 17;11(11):CD010216. doi: 10.1002/14651858.CD010216.pub7. PMID: 36384212; PMCID: PMC9668543.

[4] Royal College of Physicians (RCP). Nicotine Without Smoke: Tobacco Harm Reduction. London, UK: RCP; 2016

[5] National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine. 2018. Public Health Consequences of E-Cigarettes. Washington, DC: The National Academies Press.

[6] McNeill, A, Simonavičius, E, Brose, LS, Taylor, E, East, K, Zuikova, E, Calder, R and Robson, D (2022). Nicotine vaping in England: an evidence update including health risks and perceptions, September 2022. A report commissioned by the Office for Health Improvement and Disparities. London: Office for Health Improvement and Disparities.

[7] McNeill A, Brose LS, Calder R, Bauld L & Robson D (2018). Evidence review of e-cigarettes and heated tobacco products 2018. A report commissioned by Public Health England. London: Public Health England.

[8] Committee on Toxicity of Chemicals in Food Consumer products and the Environment (COT), Statement on the potential toxicological risks from electronic nicotine (and non-nicotine) delivery systems (E(N)NDS – e-cigarettes), 2020

zum Videobeitrag: YouTube