Statement des Verband des eZigarettenhandels zur WHO Publikation „Hooking the next generation: how the tobacco industry captures young customers“
Nach Angaben der WHO konsumieren weltweit geschätzt etwa 37 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren bereits Tabak. Die WHO macht dafür die Tabak- und auch die E-Zigaretten-Industrie verantwortlich.
Der Verband des eZigarettenhandels (VdeH) weist diese Kritik jedoch vehement zurück. Bereits im Jahr 2011, also 5 Jahre bevor die E-Zigarette in das Jugendschutzgesetz aufgenommen wurde, hat man das sich per Satzung dazu verpflichtet die Produkte nur an Erwachsene abzugeben.
Zudem hat sich der VdeH im Jahr 2019 mit einem Werbekodex verpflichtet, auf den Einsatz von Comicfiguren oder ähnlichen Motiven, die das Interesse von Kindern und Jugendlichen wecken könnten, vollständig zu verzichten. Seit 2020 ist in Deutschland die Werbung für E-Zigaretten ohnehin nahezu vollständig verboten.
Trotz des hierzulande geltenden umfassenden Werbeverbots findet jedoch weiterhin unzulässige Werbung durch Influencerinnen und Influencer in den sozialen Medien statt. Dies schadet der gesamten Branche. Seitens der zuständigen Behörden findet aufgrund der hohen Anzahl von Verstößen eine effektive Verfolgung kaum statt. Dies führt dazu, dass eine abschreckende Wirkung ausbleibt und weiterhin unzulässige Werbung existiert. Diese richtet sich zudem häufig an ein viel zu junges Publikum.
Der VdeH distanziert sich deutlich von dieser Werbung und ist bereits mehrfach juristisch gegen Akteure vorgegangen die sich nicht an geltendes Recht gehalten haben. Wir fordern eine konsequentere Durchsetzung des Werbeverbots durch die Behörden anstelle eines Outsourcings der rechtlichen Maßnahmen an uns. Obwohl wir bereit sind, juristisch gegen Missstände durch unlautere Marktteilnehmer vorzugehen, sind wir weder Erfüllungsgehilfen des Staates noch in der Lage, diese Aufgabe vollständig zu übernehmen.
Die bisherigen regulatorischen Schritte des Gesetzgebers, falsche Ansätze bei der Bekämpfung des Tabakkonsums und eine überzogenen Besteuerung haben leider dazu geführt, dass sich fernab des etablierten E-Zigarettenfachhandels ein florierender Schwarzmarkt in Deutschland gebildet hat. Die bisherigen Maßnahmen der Politik haben den Schwarzmarkt zu einem lukrativen Modell für illegale Händler und die organisierte Kriminalität gemacht. Die Warnungen aus dem Jahr 2021, unter anderem von der GdP-Zoll vor einem „Start-Up für Kriminelle“, wurden leider vollständig von den zuständigen Stellen ignoriert.
Leider muss man davon ausgehen, dass inzwischen jede zweite E-Zigarette außerhalb des Fachhandels und somit oftmals auch außerhalb jeglicher Konformität verkauft wird. Produkte vom Schwarzmarkt gefährden jedoch nicht nur potenziell die Gesundheit der Verbraucher und schaden der legalen und verantwortungsbewussten Branche, es entstehen dem Staat zudem auch Steuerausfälle die Schätzungen zufolge im dreistelligen Millionenbereich liegen dürften.
Die Ausmaße des Schwarzmarkts lassen sich auch eindrucksvoll aus folgenden Zahlen herauslesen:
Das Zollfahndungsamt der Stadt Essen hat in einer Pressemitteilung mitgeteilt, dass alleine im Jahr 2023 zahlreiche Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit Tabak-Substituten geführt und insgesamt 6,1 Millionen ml Substitute sichergestellt wurden. Weitere sieben Millionen ml Substitute wurden ermittelt. Da dem Staat hierbei nicht nur die Einnahmen durch die Tabaksteuer, sondern oftmals auch bei der Umsatz- und Gewerbesteuer verloren gehen, beläuft sich der ermittelte Steuerschaden alleine im Zuständigkeitsbereich der Zollfahndung Essen somit auf weit über 20 Mio. Euro. Das sind etwa 10% des gesamten Steueraufkommen für Tabak-Substitute von über 200 Mio. Euro.
Dass es sich dabei mutmaßlich nur um die Spitze des Eisbergs handelt, haben Testkäufe in einschlägigen Geschäften wie Shisha-Shops und Spätis/Kiosken in Berlin gezeigt. In etwa 75 % der Shisha-Shops wurden illegale E-Zigaretten angeboten bzw. verkauft. Bei den Spätis/Kiosken war die Quote mit 20 % zwar deutlich niedriger, dennoch ist auch diese Anzahl noch erschreckend hoch und untragbar.
Es ist unverantwortlich, dass die Behörden offensichtlich überfordert sind und diesem Treiben untätig zusehen, während der verantwortungsbewusste Fachhandel an den Pranger gestellt wird.
Auch den Vorwurf, dass sich Aromen gezielt an Kinder und Jugendliche richten, weist der VdeH entschieden zurück. Sowohl die Umsatzzahlen des Fachhandels als auch wissenschaftliche Studien zeigen, dass erwachsene Konsumenten fruchtige und süße Aromen bevorzugen und auch benötigen, um erfolgreich von der Tabakzigarette auf die wesentlich weniger schädliche E-Zigarette umzusteigen. Tabakgeschmack wird in E-Zigaretten kaum genutzt, da es den Konsumenten verständlicherweise vorrangig darum geht, vom Tabak und somit auch vom Tabakgeschmack wegzukommen.
Im Gegensatz zu Tabakprodukten, bei denen die Aromen in erster Linie den Geschmack von Tabak überdecken sollen, sind die Aromen bei E-Liquids ein bedeutender Bestandteil der ansonsten geschmacksneutralen Flüssigkeit. Aromen sind enorm wichtig für erwachsene Konsumenten, die mit der E-Zigarette ihren Tabakkonsum reduzieren oder ganz aufhören wollen. Sie sind ein wichtiger Faktor für die Attraktivität und Akzeptanz von E-Zigaretten bei Umsteigern.
Die Vorstellung, es gäbe „jugendaffine“ Aromen, die Jugendliche zur E-Zigarette locken, ist genauso unrealistisch wie die Annahme, dass man die aktuelle Vielfalt auf Tabak-Aromen beschränken könnte um damit nur noch erwachsene Raucher anzusprechen.
Solche Maßnahmen würden lediglich dem Schwarzmarkt den Rücken stärken und dazu führen dass Konsumenten von legalen Produkten auf illegale Produkte umsteigen oder wieder zur Tabak-Zigarette zurückkehren würden.
Letztlich ist es nicht der legale Handel, sondern der Schwarzmarkt der sich nicht an geltende Gesetze hält und der seine Produkte gezielt auch an Jugendliche vermarktet. Das wiederholen falschen Narrative und Verschwörungstheorien durch die WHO machen diese nicht richtiger.
Statt populistische Verbote zu fordern, wäre es also sowohl für die WHO als auch für die deutsche Politik an der Zeit sich an den erfolgreichen Modellen Schwedens oder Großbritanniens zu orientieren. Dort werden schadensreduzierte Produkte nicht verteufelt, sondern sie werden effektiv im Sinne der Harm Reduction eingesetzt. Im Ergebnis sinken die Raucherzahlen in diesen Ländern sogar noch schneller als zuvor prognostiziert.
Meint man es ernst und möchte Raucher vom Tabak wegbringen und dabei gleichzeitig Kinder und Jugendliche von einem Einstieg abhalten, dann darf man die E-Zigarette nicht als Feind sehen, sondern muss sie als das erkennen was sie ist: Das derzeit effektivste Mittel gegen das Rauchen von Tabak.